Frage: Ist es erlaubt, andere zu bitten, Du’ā’ für mich zu machen?
Antwort: Die einfache Antwort auf deine Frage lautet: Wenn jemand einen anderen, der noch lebt, bittet, für ihn Du’ā’ zu machen, ist das kein Shirk. Wenn ich dir sage: „Bruder, mach Du’ā’ für mich!" 1. Das ist kein Shirk. 2. Wenn ich dich bitte, Du’ā’ für mich zu machen, ist es nicht einmal sündhaft.
Wir jedoch als Talabāt al-'Ilm (Nach Wissen Strebenden) versuchen das Beste zu lernen, die Bedingungen diesbezüglich und was die 'Ulamā dazu sagten. Auch wenn es kein Shirk ist, sprachen die 'Ulamā darüber, wenn es darum geht, es gewohnheitsmäßig zu tun. Schaut zum Beispiel bei Ruqyah. Ist Ruqyah erlaubt? Natürlich ist Ruqyah erlaubt, es ist nicht harām. Es ist jedoch besser, andere nicht nach Ruqyah zu fragen. Und Du’ā’ ist dem sehr ähnlich.
Wenn man sich die Ahādīth in Bukhārī und Muslim über die 70'000, die Jannah betreten und ihre besonderen Qualitäten und Privilegien ansieht, ist eine ihrer Beschränkungen, in dieser Gruppe zu sein, 'sie fragen die Leute nicht nach Ruqyah'. Wenn du jemanden nach Ruqyah fragst, ist das also erlaubt? Es ist erlaubt! Wenn du jedoch einen höheren Status haben möchtest, wirst du an einen höheren Standard halten. Der höhere Status ist es, ein Eintritt in Jannah zu haben mit der ersten Gruppe ohne Hisāb (Abrechnung). Das sind die ersten 70'000. Und natürlich gibt es sie noch mehr (im Anzahl) in zusätzlichen Überlieferungen, die mit ihnen aufgenommen werden. Wenn du zu denen gehören willst, dann mach Ruqyah an dir selbst. Frag andere nicht danach. Du’ā’ ist mit einigen Details sehr ähnlich.
Für Du’ā'; Wenn du jemandem bittest, Du'ā’ für dich zu machen, und deine Absicht darin besteht, dir selbst und dem, den du gebeten hast, (in Gutem) zu helfen, dann ermutigst du zur Rechtschaffenheit und kannst dafür belohnt werden. Wenn das deine Absicht ist, wirst du möglicherweise belohnt. Wenn du ein Nutzen ihm bringen willst, wie tust du das? Du bringst ihn Nutzen, wenn du ihn rätst, Du'ā’ zu machen, eine ʿIbādah also. Du’ā’ ist ‘Ibādah. Wenn du ihm sagst 'Mach Du'ā’ für mich', ermutigst du ihn dazu 'Ibādah zu machen. Wir sagten bereits, Du’ā’ ist eine ‘Ibādah. Du ermutigst ihn also, Du’ā’ zu machen. Genau wie du 'Bete zwei Sunnah nach Dhuhr, Bruder' sagst, dieselbe Belohnung wird es sein, ihn zu ermutigen, eine (andere) ‘Ibadah zu machen. So bringst du ihm Nutzen und erhältst Belohnungen.
Wenn deine Absicht ist, ihm auch zu helfen, indem die Engel ihm sagen: „Und du wirst dasselbe bekommen" - da wenn du ein Du’ā’ für jemand anderen machst, sagen die Engel "und du wirst dasselbe bekommen" - wenn das deine Absicht ist, ihn damit zu ermutigen Du’ā’ zu machen, damit die Engel Du’ā’ für ihn machen, ermutigst du ihn zur Rechtschaffenheit.
Wenn du beabsichtigst, ihn zum Bitten von Du’ā’ zu bringen, sodass er dir oder einem anderen Ihsan tun kann, erhältst du dafür Belohnung. Ihsān ist Rechtschaffenheit. Rechtschaffenheit deinem Bruder gegenüber. Du wirst belohnt, indem du ihn ermutigst, Ihsān mit dir oder jemand anderem zu machen. Wenn du Du’ā’ für einen Muslim machst, ist es für ihn Ihsān. Wenn ich also einen anderen Muslim dazu bringe, Du’ā’ für mich oder einen anderen zu machen, dann würde ich möglicherweise Ajr dafür in shā Allāh bekommen.
Worauf es nun ankommt, ist, dass du belohnt wirst, wenn du einen anderen um Du’ā’ bittest, um ihm (dem Gefragten) Nutzen dadurch (durch Anspornung zum Ihsān) zu bringen.
Wenn die Absicht, einen anderen um Du’ā’ zu bitten, darin besteht, sich selbst und dem Gefragten Vorteile zu bringen, wirst du dafür in shā Allāh belohnt.
Wenn es die Absicht ist, sich persönliche Vorteile zu verschaffen, ist es eventuell besser, andere nicht zu fragen. Denn mit der Zeit bringt dies einen dazu, sich für Du’ā’ auf andere zu verlassen – direkt oder indirekt. Dadurch kann das eigene Sprechen von Du’ā’ vernachlässigt werden und man bleibt beharrlich (im Bitten von Du’ā’ von anderen), weil man weiß, dass jemand anderes Du’ā’ für einen macht.
In der heutigen Zeit kann es auch zu Überheblichkeit und Arroganz führen, wenn die Leute ständig zu einem sagen: „Mach Du’ā’ für mich, mach Du’ā’ für mich!" Ibn Rajab sagte, dass 'Umar ibn al-Khattāb, andere Sahābah und Tābi'īn es nicht mochten, wenn jemand sie darum bat, Du’ā’ zu machen. Und sie sagten: „Sind wir Gesandten?". Sie verstanden, dass es eine Eigenschaft wie jene eines Gesandten war und sie waren bescheiden und wollten ihre Demut bei Allāh nicht verderben.
Ibn Jarīr erzählte über Saʿd ibn Abī Waqqās, dass er nach Damaskus ging und ein Mann ihn bat: „Bitte Allāh für mich um Vergebung“. Und ihr wisst, dass Sa'd von Allāh geehrt wurde, als Er ihm in einer Du’ā’ antwortete. Ein Mann fragte ihn also bei seinem Besuch: „Bitte Allāh, mir zu vergeben“. So sagte er (Sa'd), „Möge Allāh dir vergeben". Er antwortete dem ersten Mann also: „Möge Allāh dir vergeben." Ein anderer Mann kam herein und sagte: 'Bitte Allāh (für mich) um Vergebung, Sa'd'. Sa'd sagte: „Möge Allāh weder dir noch ihm vergeben!" Bedeutend: du und derjenige, der vorher darum gebeten hat. „Sehe ich für dich aus wie ein Gesandter?!". Ibn ash-Shātibī in seinem Buch Al-I'tisām kommentierte dieses Ereignis und die Lektion davon und sagte, dass er (Saʿd ibn Abī Waqqās) sie entgegnete, als er sah, dass das Bitten um Du’ā’ selten war. Aber als die Leute anfingen, sich um ihn zu drängen und er es so verstand, dass die Leute womöglich denken, dass er auf einer höheren Stufe als sie wäre oder einen höheren Status hat, oder dass er möglicherweise einen Blick in die Zukunft hatte und sie (die Menschen) vielleicht dachten, er wüsste über seinen höheren Status in der Zukunft Bescheid, so wollte er dies beseitigen. Er wollte die Gedanken der Leute darüber beseitigen, dass es eine Sunnah sei, ihn nach Du’ā’ zu fragen. Er wollte also nicht, dass andere dachten, er habe einen höheren Status, und es wäre eine Sunnah.
Ibn Jarīr erzählte auch eine ähnliche Geschichte darüber, dass ein Mann Hudhayfah (radiyAllāhu 'anhu) bat, Allāh für ihn um Vergebung zu bitten. Hudhayfah sagte: „Möge Allah dir nicht vergeben." Genau wie die Geschichte von Sa'd. Er wollte wahrscheinlich nicht, dass die Leute denken, dass er einen höheren Status hat, so wie es ash-Shātibī (rahimahullāh) in dem Szenario (mit Sa'd) erwähnte; oder er wollte es nicht zum Trend machen.
Al-Khatīb erwähnte in seinem Buch at-Talkhīs, dass 'Ubaydillāh ibn Abī Sālih während einer Krankheit von Tāwūs besucht wurde. 'Ubaydillāh ibn Abī Sālih sagte: „Oh Abū ‘Abdur-Rahmān (die Kunyā von Tāwūs), mach Du’ā’ für mich". Er antwortete und sagte: „Mach Du’ā’ für dich selbst. Allāh antwortet auf die Du’ā’ der Bekümmerten, wenn sie Ihn rufen!". Tāwūs sagte ihm also, mach Du’ā’ für dich selbst!
Was er meint, ist, dass du zu jemandem gehen könntest, den du für besser hältst. Vielleicht ist er es, Allāh weiß es am besten. Aber du hättest eigentlich an dir selbst eine Eigenschaft, die dir einen höheren Status gewährt hat, welche zur Akzeptanz dieser Du’ā’ führt. Du bist derjenige, der in Not ist! Die Person, von der du es verlangst, Du’ā’ zu machen, ist nicht in Besorgnis über deine Angelegenheit. Was hat Allāh gesagt?
„Wer antwortet denn dem Bedrängten, wenn er Ihn anruft…” | Sūrah an-Naml : 62 |
Er (Allāh) sagte nicht, dass derjenige, der verzweifelt ist, zu seinem Freund gehen und ihn bitten soll, Du’ā’ zu machen. Er sagte, dass es der Bedrängte selbst ist, welcher Ihn ruft. Du hast (hier) einen höheren Rang.
Es gibt einige Ahādīth, die benutzt werden, in welchen der Prophet (sallāllāhu 'alayhi wa sallam) 'Umar anordnete, Du’ā’ für ihn zu machen. Ich habe nach Recherchen festgestellt, dass sie schwach sind. Und was den anderen Hadīth betrifft, in dem der Prophet Abū Bakr und 'Umar sinngemäß (laut Sahih Muslim 2542) anordnete, dass wenn sie 'Uwais al-Qarnī sehen würden, sie ihn bitten sollen, Du’ā’ für sie zu machen, dieser Hadith ist authentisch. Imām Mālik (rahimahullāh) wies den Hadīth zurück und bestritt sogar, dass es überhaupt einen Uwais gab. Aber die richtige Meinung ist, dass der Hadīth authentisch ist. Das war jedoch ein besonderer Umstand! Das war eine besondere Situation und das war ein besonderer Mann, auf dessen Du’ā’ geantwortet wurde. Woher wissen wir, dass dies besonders ist? Ich habe es soeben erwähnt. Die Sahābah, wie ihr seht, Hudhayfah und Sa'd, und was ash-Shātibī über die Sahābah sagte; sie mochten es nicht. Sie verstanden es als etwas Besonderes, da sie einander nicht mal gegenseitig baten, Du’ā’ füreinander zu machen! Sie haben das nicht voneinander verlangt. Sie haben es also verstanden und wir gehen nach wem? Darauf kommt es an, wenn wir sagen, wir folgen dem (Weg der) Salaf – darum geht es!
In der Tat, wenn es richtig gewesen wäre, nachdem der Prophet (sallāllāhu 'alayhi wa sallam) dies über Uwais sagte, hätte sich 'Umar Abū Bakr zugewandt und ihn gebeten: 'Mach Dua für mich', da Abū Bakr als besser (im Rang) betrachtet wurde als 'Umar. Er tat dies aber nicht. Es scheint also, dass dies (der Fall von Uwais) eine Ausnahme war.
Und der Prophet (sallāllāhu 'alayhi wa sallam) ordnete Abū Bakr und Umar an, bei Uwais um Du’ā’ zu bitten, sofern sie ihn jemals treffen würden. Das von uns erwähnte Problem besteht darin, es (das Bitten um Du’ā’) zu einem Trend zu machen und, sich für Du’ā’ auf andere zu verlassen. Der Īmān von Abū Bakr und 'Umar sowie ihr Wissen beim Machen von Du’ā’ und ihr Vertrauen auf Allāh während dem Sprechen der Du’ā’ sind keine Dinge, die Besorgnis erregen. Anders jedoch als heute, wo die Leute anfangen, sich auf andere zu verlassen, um für sie Du’ā’ zu machen, und ihre eigene Beharrlichkeit (im Du’ā’) vernachlässigen (, was wiederum besorgniserregend ist), was wir von Abū Bakr und Umar aber nicht erwarten würden.
Zusammenfassend also mit dem, was ich begonnen habe: Jemanden zu bitten, Du’ā’ zu machen, ist das Shirk? Nein, das ist überhaupt kein Shirk. Ist es sündig? Nein. Was ist besser? Die zusammenfassende Meinung ist, dass es kein Problem ist, eine andere Person zu bitten, Du’ā’ für einen machen. Tatsächlich wirst du manchmal belohnt, wenn du beabsichtigst, Du’ā’ zu machen, um der Ummah oder dir und der Person, die du fragst, einen Nutzen zu bringen. Oder auch, um dieser Person selbst einen Nutzen zu bringen, dafür kannst du ebenso Belohnungen erhalten.
Wenn es selten ist oder zufällig und du selbst fest und beharrlich in deiner Du’ā’ bist, und es selten ist, dass du "Mach Du’ā’ für mich" sagst, und du in deinen Du’ā’-Gewohnheiten nicht nachlässt und dich nicht auf andere verlässt, dann ist das erlaubt und okay.
Eine der einfachsten und grundlegendsten Pflichten gegenüber euren Brüdern und Schwestern besteht darin, dass wir alle hinter unserem Rücken Du’ā’ füreinander machen. Wir alle! Ohne dass uns irgendjemand darum bittet! Du profitierst davon mehr als jeder andere, weil du einen Engel hast, der dir sagt: „Und für dich dasselbe". Sag mir, dass wenn ich zum Beispiel Du’ā’ für mich selbst mache, als Beispiel: „Möge Allāh subhānahū wa taʿālā mir erlauben, die Prüfung zu bestehen" oder "Möge Allāh mir Jannah geben", ob über Dinge in diesem Leben oder im Jenseits; ist das besser oder wenn ich sage: "Möge Allāh subhānahū wa taʿālā Muhammad, Sālih, Ra'īd nützliches Wissen geben, oder Jannah geben oder die Prüfung bestehen lassen"? Welches ist besser? Welche (Du’ā’) würde am ehesten beantwortet werden? Eine Du’ā’ für mich selbst, mich? Das sündige Ich? Oder die Du’ā’ für meinen Bruder, in welcher der Engel mir sagt "Āmīn und du bekommst dasselbe"?
Auch bevor wir zur nächsten Frage übergehen. Viele spenden für wohltätige Zwecke und bitten anschließend: „Mach Du’ā’ für mich“. Das sieht man oft. Wenn du etwas Besseres willst, nicht in Bezug auf Harām, Halāl oder Shirk, bitte um nichts, denn schau dir den Vers an:
„Wir speisen euch nur um Allāhs willen. Wir begehren von euch weder Lohn noch Dank dafür.” | Sūrah al-Insān : 9 |
Keine Art von Belohnung! Keine jegliche Art von Belohnung (erwarten sie)! Als ‘Ā’ishah (radiyAllāhu 'anha) jemanden mit einer Spende hinausschickte, sagte sie diesem Boten: „Hört ihnen zu und seht, ob sie Du’ā’ machen, damit ich eine Du’ā’ äquivalent dazu machen kann, um die volle Belohnung von Allāh subhānahū wa taʿālā zu erhalten."
Ibn Taymiyyah erwähnte, dass einige Salaf zu sagen pflegten, dass wenn man von einer armen Person BarakAllāh ‘alayk (bei einer Spende) zu hören bekommt, so sage ihm auch BarakAllāh 'alayk zurück, damit diese (seine Dankworte) nicht als eine Gegenleistung für die Spende gelten und sodass du die gesamte Belohnung von Allāh subhānahū wa taʿālā erhältst.