Das Schreiben zwischen einer Frau und einem gefangenen Mann Ahmad Musa Jibril
Der Islām kam mit (bestimmten) Richtlinien, Regeln und Prinzipien, welche die Gelehrten aus den Lehren des Qur'ān und den Ahādīth abgeleitet haben. Zu diesen Prinzipien gehört, was Imam Ahmad, Imam Mālik, Ibn Taymiyyah und andere aufgestellt haben unter (سد الذرائع Saddu' thara'i') (Unterbindung von Vorwänden), welche die Regel, die das Vermeiden von erlaubten Dingen, die zu unerlaubten Dingen führen könnten, beinhaltet.
Ein weiteres Prinzip des Islāms ist (درء المفاسد مُقدّم على جلب المصالح Dar'i'l mafāsid muqaddimun 'ala jalb' il masālih) was bedeutet, dass wenn das Übel größer ist als der Nutzen, sollte der Vorrang darin liegen, den Nutzen zu unterlassen. Man muss es nicht erlangen, wenn es unter einem viel größeren Übel begraben liegt. Ein anderes Prinzip im Islām ist (ما أفضى إلى مُحرّم فهو مُحرّ Mā afdhā ilā muharramin fa huwa muharram) - was auch immer zu harām führt, wird an sich harām.
Aufgrund der oben genannten Prinzipien im Islām, sollte man es vermeiden mit den Gefangenen des anderen Geschlechts, zu kommunizieren. Meistens, wenn nicht immer, wenn eine Frau einem männlichen Insassen schreibt, beginnt es mit einer guten Absicht, doch dann kommt der Shaytān ins Spiel mit seinen Anstiftungen, wodurch er eine Person denken lässt, es sei nur ein harmloser Brieffreund oder dass man dafür eine große Belohnung erlangen könnte, weil man unseren geliebten Brüdern im Gefängnis schreibt, oder dass es vielleicht eine Hoffnung auf Heirat gibt.
Es könnte ein Nutzen darin liegen, dem anderen Geschlecht zu schreiben, doch es führt zur übermäßigen Kommunikation und wahrscheinlich sogar zu harām. Dies ist das allgemeine Urteil im Bezug auf die Kommunikation zwischen den beiden Geschlechtern über das Internet oder anderweitig, selbst wenn ein Bruder im Gefängnis ist und jahrelang oder sogar jahrzehntelang keinen Kontakt, in jeglicher Form, mit einer weiblichen Person hatte. Die Schrift oder der bloße Geruch des Briefes einer Frau wird an sich zu einer Fitnah für den Bruder im Gefängnis, geschweige denn, was der einsame Bruder missverstehen oder aus dem Kontext ziehen könnte.
Es gibt keinen Zweifel daran, dass Nutzen darin liegt den Brüdern in den Gefängnissen zu schreiben, doch am Ende ist das Übel größer, genauso wie beim Alkohol. Es gibt darin Nutzen, so wie Allāh (subhānahu wa ta'alā) es sagt, aber der Schaden ist größer als der Nutzen und so wurde es als harām erklärt.
Kurz bevor ein Bruder aus dem Gefängnis entlassen wurde, schrieb ihm eine Schwester einige Worte, um seinen Īmān zu stärken und motivierte ihn. Die Briefe vermehrten sich weiter und die Fitnah begann. Der Bruder wachte auf und sah seinen Fehler ein, ging zurück und schrieb der Schwester, dass das so nicht weitergehen kann, und dass er mit ihrem Walī sprechen muss, um bei ihm um ihre Hand anzuhalten und sie zu heiraten. Das Problem war beseitigt, als die Familie ihn akzeptierte und er nur noch eine kurze Zeit hatte, die er noch im Gefängnis absitzen musste und dann entlassen wurde. Später heiratete er sie. Nicht jede Situation endet jedoch so wie diese.
Man sollte nicht sagen 'Ich weiß, ich bin stark, ich werde der Fitnah nicht verfallen.' Man muss sich von den Orten oder den Angelegenheiten bei denen Fitnah besteht fernhalten und sich ihnen nicht nähern, indem man denkt, man sei stark dafür.
Aus diesem Grund sagte der Prophet (sallāllāhu ‘alayhi wa sallam) sinngemäß:
„Wenn ihr von dem Dajjāl hört, haltet euch von ihm fern, so gut ihr könnt. Denn bei Allāh, ein Mann mag zu ihm gehen und meint, er sei ein starker Gläubiger. Doch der Dajjāl gibt ihm Zweifel ein, bis er ihm folgt.” | Sunan Abī Dāwūd 4319 |
Das Wort فلينأ (Fal'yan'a), welches in dem Hadīth benutzt wurde, bedeutet 'sich fernzuhalten von Orten der Fitan.’
Viele behaupten, sie hätten gute Absichten. Das rechtfertigt jedoch nicht, eine Tat zu begehen, welche die Türen zur Fitnah öffnet. Deswegen sollte man diese Tür schließen, um zu vermeiden, in das Verbotene zu fallen.
Der Shaytān beginnt mit dem Kommunizieren, geht dann weiter zum Kennenlernen, dann kommt es zu einer Beziehung, dann entstehen Gefühle, welche schwerwiegende Konsequenzen mit sich tragen.
Was das Schreiben an einen Gefangenen angeht, so gibt es dafür eine ganz einfache Lösung. Nämlich, dass die Schwester durch ihren Mahram beispielsweise Vormund schreibt, indem sie deren Namen nutzt und ihn (ihren Mahram) den Briefaustausch mitlesen lässt. Ich selber habe hunderte von Briefen erhalten, die keinen Absender hatten. So erfüllen wir unsere Aufgabe mit unseren gefangenen Brüdern in Kontakt zu bleiben, ohne dass es zur Fitnah kommt.
Wenn also die Absicht des ganzen aufrichtig für Allāh ist, so hat eine Schwester kein Problem damit, ihren Namen nicht darauf zu schreiben, einen Mahram miteinzubeziehen oder den Namen einer Organisation zu verwenden, um diese ganze Fitnah zu beseitigen.